Jede Nacht. Er kommt einfach jede Nacht. Wen ich mit er meine? Ich weiß selber nicht, wer er ist. Er steht jede Nacht vor meinem Bett und schaut mich an. Mit seinem Lächeln. Er steht einfach da und schaut mich an, ohne zu atmen. Dieses Lächeln macht mich krank.
Es fing alles vor ein paar Wochen an. Auf meinen Schreibtisch lag ein Zettel. Ich dachte, dass es irgendeine alte Hausaufgabe wäre. Ich öffnete sie und da stand in Schönschrift geschrieben:
„Ich stand heute die ganze Nacht an deinem Bett und du hast nichts bemerkt. Du hast 5684 Atemzüge gemacht. Jetzt stehst du da und liest meinen Brief. Bis heute Nacht.“
Ich las ihn voller Entsetzen noch drei weitere Male. Wer hatte das geschrieben? Ich hatte keine Geschwister, die mir einen Streich spielen könnten. Nach einer Weile verflogen meine Gedanken und bis zum Abend hatte ich es wieder vergessen.
Als ich in mein Zimmer kam, um schlafen zu gehen, war wieder ein Zettel auf dem Schreibtisch und mir fiel die Situation von heute Morgen wieder ein.
„Während du das liest, bin ich in dein Zimmer geschlüpft“
Ich drehte mich um. Nichts. Nur die Stille. Ich hatte Angst.
In der Nacht wachte ich auf und er stand da. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Ich hatte Angst, nicht das er mich tötet oder Ähnliches, sondern einfach Angst. Er lächelte mich an mit seinen funkelnden Augen und seinem breiten Grinsen. Das Adrenalin durchschoss mich, aber ich konnte es nicht nutzen um wegzurennen.
Die nächsten Tage bekam ich immer wieder Briefe.
„Hast du Angst, wenn deine Beine runterhängen?“
„Ich würde ja fragen, ob wir Verstecken spielen wollen, aber ich habe dich schon gefunden.“
„Du musst zur Toilette? Ich warte dann im Flur auf dich.“
„Mal schauen wie schnell sich deine Augen an die Dunkelheit gewöhnen.“
„Manchmal glaube ich, dass das Bett zu klein für uns beide ist.“
„Sag deiner Katze, sie soll aufhören mich anzuschauen.“
„Ich habe gesehen, wie du deine Tür abgeschlossen hast. Jetzt sind wir beide alleine.“
Diese ganzen Nachrichten. Ich kann nicht mehr. Die Tabletten werden mir helfen. Fünf müssten mir reichen. Verreck du Wesen. Aber bevor ich für immer weggehe, habe ich probiert, ihn zu zeichnen. Ich hoffe er wird euch nie begegnen…
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Ich will noch schlafen Brudi