Gruselgeschichte: Tagebuch eines Kindes

15.05.1993

Ich bin Jenny. Ich bin gerade in meinem Kinderzimmer und spiele mit meiner Freundin Veronica. Meine Eltern können Veronica nicht sehen, deswegen sagen sie, es wäre meine Phantasiefreundin. Niemand kann sie sehen, außer mir.

Sie sieht etwas anders aus, als andere Kinder. Sie ist sehr blas und hat lange schwarze Haare. Aber das ist mir egal, sie ist trotzdem meine beste Freundin. Egal wo ich hingehe, Veronica ist immer bei mir und folgt mir auf Schritt und Tritt.

Leider ist die Gegend, in der ich wohne, sehr gruselig für ein Kind. Ich wohne am Rande eines kleinen Dorfes und direkt hinter unserem Haus, ist ein alter Friedhof.

Veronica sagt immer, ich brauche keine Angst zu haben. Die Toten können einem nichts mehr tun. Sie liegen tief unter der Erde und schlafen für immer.

16.05.1993

Heute wollte Veronica unbedingt zu dem Friedhof, hinter unserem Haus gehen und überredete mich mitzugehen. Veronica blieb vor drei, nebeneinander stehen Gräbern stehen und sah traurig aus.

Auf jedem Grabstein, waren Buchstaben eingestanzt. Aber weil die Grabsteine schon so alt und mit viel grünen Moos bedeckt waren, konnte ich nichts erkennen.

Als ich Veronica fragte, wer dort liegt, schwieg sie zuerst. Dann wollte ich eine Blume Pflanzen und Veronica sagte – Nein, da liegt mein Vater. Also habe ich es nicht getan.

17.05.1993

Heute bin ich mit Veronica in die Schule gegangen. Frau Smith ärgerte sich die ganze Zeit darüber, weil ich mit Veronica sprach und sie sie aber nicht sehen konnte. Deswegen schrie sie mich ständig an und fragte mich immer, was bloß los sei mit mir!

Das gefiel Veronica gar nicht und sie versteckte dann immer irgendwelche Sachen von Frau Smith. Heute war es ihr Kugelschreiber.

18.05.1993

Heute habe ich Geburtstag und Mama hat leckere Pizza gemacht, aber niemand kam. Veronica sagte, die Leute haben die Geschenke auf die Veranda gelegt und sind schnell wieder gegangen.

Ich habe drei Puppen, einen Haarreifen und 20 Dollar bekommen. Ich freute mich wahnsinnig über die Puppen und Veronica und ich spielten sofort mit ihnen.

19.05.1993

Heute in der Schule war alles anders. Frau Smith war abwesend und ihre Stellvertreterin heißt Frau Brown. Sie ist hübsch und vor allem sehr nett, weil sie mich nicht ein einziges mal angeschrien hat. Veronica mag sie auch. Ich wünschte mir, dass Frau Brown unsere Lehrerin bleiben könnte.

20.05.1993

Heute verhielt sich Frau Brown sehr seltsam. Sie war sehr ruhig, starrte immer wieder auf den Boden und sagte zu uns, dass Frau Smith nicht wieder kommen werde. Als ich fragte warum, bekam ich keine Antwort und eine Träne kullerte ihr über das Gesicht. Veronica lächelte mich nur an…

21.05.1993

Juhu, endlich ist Freitag. Nach der Schule haben Veronica und ich einen sehr langen Spaziergang gemacht, solange bis es draußen dunkel war. Als wir wieder nach Hause kamen, bekam ich von meinen Vater großen Ärger und er schrie mich an und sagte, Veronica wäre eine dumme Göre und nicht gut für mich!

22.05.1993

Heute kam Papa von der Arbeit nicht nach Hause. Ich habe mit meiner Mutter und Veronica alleine zu Abend gegessen. Mama hat leckere Wurstbrote gemacht. Mama und ich machten uns große Sorgen, weil Papa immer von der Arbeit nach Hause kam und mit uns zu Abend gegessen hat. Und Veronica lächelte mich nur an.

23.05.1993

Papa ist immer noch nicht nach Hause gekommen. Veronica ist seit gestern Abend auch verschwunden! Ich weiß nicht was los ist! Wo ist mein Papa! Wo ist Veronica! Mama ist den ganzen Tag in der Wohnung und weint.

24.05.1993

Heute ist Montag und ich bin zum ersten mal alleine in der Schule, ohne Veronica. Ich vermisse Veronica so sehr. Und meinen Papa auch.

Als ich von der Schule nach Hause kam, sah ich hinter unserem Haus, auf dem alten Friedhof ganz viele LKWS und Bauarbeiter. Ich konnte sehen, dass sie alle Grabsteine herauszogen und auf dem Boden legten.

Ich war neugierig und bin sofort dorthin gegangen. Vorsichtig ging ich den Friedhofsweg entlang und schaute mir die ganzen, alten verrotteten Grabsteine an.

Plötzlich sah ich drei große Grabsteine nebeneinander liegen. Es waren die drei Grabsteine, wo mich Veronica mit hingenommen hatte. Dort wo ihr Vater begraben war.

Durch die Bauarbeiten ist viel von diesem grünen Moos abgefallen und ich konnte jetzt die Namen auf den Grabsteinen erkennen.

Auf dem ersten stand – Anton

Auf dem zweiten stand – Magarete

Aber als ich den Namen auf dem dritten Grabstein las, stockte mir der Atem und ich rannte wie eine verrückte über den Friedhof.

Dort stand VERONICA!

Lizenz: CC-BY-SA | Autor: —